Fahrrad Report 2014: Radfahrerinnen und Radfahrer fühlen sich sicherer
Mit dem Fahrrad Report 2014 liegen erstmals Vergleichsdaten der größten Umfrage unter Radlerinnen und Radlern in Wien vor. Die Ergebnisse sind positiv.
Die Mobilitätsagentur hat vor zwei Jahren das Projekt Fahrrad Report Wien, die größte Umfrage unter Radfahrenden in der Stadt, gestartet. Bei der Umfrage wurden 4.600 Leute am Fahrrad direkt auf der Straße befragt, um eine möglichst hohe Qualität der Antworten zu erzielen. Mit den Informationen können die getroffenen Maßnahmen zur Radverkehrsförderung evaluiert werden und es gibt eine Grundlage für die weitere Prioritätensetzung. Nach dem Vorbild des Bicycle Account der Stadt Kopenhagen erfolgt der Fahrrad Report Wien alle zwei Jahre.
Erstmals Vergleichswerte
Nun stehen zum ersten Mal Vergleichswerte zum Fahrrad Report 2012 zur Verfügung. In diesem Zeitraum ist einiges geschehen. Es wurde das RadJahr 2013, eine Schwerpunktkampagne der Stadt Wien zum Radfahren, umgesetzt. Zahlreiche Infrastrukturprojekte konnten realisiert werden: Einbahnen wurden geöffnet, der äußere Ringradweg fertiggestellt, die Hasnerstraße wurde fahrradfreundlich und tausende Abstellanlagen errichtet. Sowohl die erste Fahrradstraße als auch der erste nicht benützungspflichte Radweg Österreichs waren in Wien. Die Mariahilfer Straße wurde verkehrsberuhigt und damit für viele Radfahrende deutlich attraktiver. So manches Projekt scheiterte aber auch an Widerständen.
Zufriedenheit nimmt zu
Die Ergebnisse des Fahrrad Report 2014 sind positiv, die Richtung stimmt. In allen Bereichen ist die Zufriedenheit mit den Radfahrbedingungen größer als noch vor zwei Jahren. Im Jahr 2012 stimmten 58 Prozent der Aussage zu, dass sich die Bedingungen zum Radfahren in Wien verbessert hätten, im Jahr 2014 waren es 72 Prozent. Besonders deutlich ist die Verbesserung beim Sicherheitsgefühl. 66 Prozent der befragten Radlerinnen und Radler stimmen der Aussage zu, dass sie sich nun sicher fühlen. Vor zwei Jahren lag dieser Wert noch bei 52 Prozent.
Dieses Ergebnis bestätigt den Eindruck, den ich bekomme wenn ich mit Leuten rede, die das Fahrrad für die alltäglichen Wege benutzen. Der Tenor ist vielfach: „Es hat sich schon einiges verbessert.“ Erfreulich ist, dass das Sicherheitsgefühl – dessen Fehlen einer der Hauptgründe nicht Rad zu fahren ist – zugenommen hat. Die Mobilitätsagentur hat in den Radfahrkampagnen der letzten Jahre bewusst auf Bilder gesetzt, die Radfahren als selbstverständliche und positive Alltagstätigkeit vermitteln und weniger die Gefahren hervorgehoben. Der Anstieg des Sicherheitsgefühls zeigt auch, dass entgegen so mancher öffentlicher Debatte die Rücksichtnahme im Straßenverkehr wohl besser geworden ist. Radfahrende werden zu einem respektierten und selbstverständlichen Teil des innerstädtischen Verkehrs.
Radwege und Fahrradstraßen sind gefragt
Mit 65 Prozent sagen fast zwei Drittel der Befragten, dass sie am liebsten auf eigenen Radwegen oder Fahrradstraßen unterwegs sind. 19 Prozent nutzen lieber einen Radfahrstreifen auf der Fahrbahn, 13 Prozent sind am liebsten im Fließverkehr ohne Markierung unterwegs. Die Befragung zeigt, dass sich ein Großteil der Wiener Radlerinnen und Radler auf baulich getrennten Radwegen oder Fahrradstraßen am wohlsten fühlt.
Regionale Unterschiede bei der Beurteilung der Radinfrastruktur
Die Befragten aus den westlichen Bezirken 15 bis 19 sind im Vergleich zu jenen aus anderen Teilen Wiens am ehesten der Meinung, dass sich die Situation fürs Radfahren verbessert hat. Gleichzeitig gibt es in den westlichen Bezirken mit 53 Prozent Zustimmung die geringste Zufriedenheit mit der Anzahl der Radwege und Abstellmöglichkeiten.
Verbesserungen im Leihradsystem gewünscht
47 Prozent der befragten Radfahrenden haben schon einmal das Citybike Wien genutzt. Am häufigsten wurden als Verbesserungsvorschlag „bessere Räder und mehr Gänge“ bzw. ein Ausbau des Systems, was die Anzahl der Räder und die Anzahl der Stationen betrifft, genannt.
Was vom Radfahren abhält
Ergänzend zur Umfrage unter Wiens Radfahrenden wurden auch 300 Personen befragt, die (fast) nie mit dem Rad unterwegs sind. 24 Prozent nennen als Grund nicht mit dem Rad zu fahren, kein Rad zu besitzen. Der zweithäufigste Grund ist „Angst im Straßenverkehr, es sei zu gefährlich und es gebe zu viel Verkehr“. Diesen Grund nennen vor allem Frauen, Menschen über 50 Jahre sowie Bewohnerinnen und Bewohner in den inneren und westlichen Bezirken Wiens.
Damit der Radverkehrsanteil weiter erhöht wird, ist es auch wichtig, jene zu gewinnen, die nicht mit dem Rad fahren. Der Fahrrad Report 2014 zeichnet ein deutliches Bild davon, was es für mehr Radverkehr braucht: Wichtige Maßnahmen dafür sind neue Radwege und Fahrradstraßen, Bewusstseinsbildungsmaßnahmen und ein erweitertes Leihrad System.