Stephanos, Bike Person
Die einzigen, die bei der Werbeagentur CIDCOM nicht Radfahren sind die Büro-Hunde. Woran das liegt? Geschäftsführer Stephanos ist selbsternannte „Bike Person“, also leidenschaftlicher Radler – das kann schon mal abfärben. Hilfreich ist aber auch, dass den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Agentur rund um die Uhr Job-Räder zur Verfügung stehen. Wir haben mit Stephanos übers Radfahren in Wien, zur Arbeit und im Allgemeinen gesprochen.
Du bist passionierter Radfahrer und viel mit dem Rad unterwegs – wie ich weiß. Bin ich richtig informiert?
Stimmt. Ich würd sagen: „I´m a bike person“. Ich fahre ein Fixed Gear, das ist mein liebstes Fahrrad. Seit neuestem fahre ich auch ein Gravel Bike – das macht sehr viel Spaß. Ein heißer Tipp, das kann ich wirklich empfehlen: Schauen, wann der Sonnenuntergang ist und wie lang man mit dem Rad in die Seestadt Aspern braucht. Und dort am See dann den Sonnenuntergang bei Schönwetter genießen. Das ist wirklich sehr fein.
Da fährt man schon eine ordentliche Strecke. Und wenn man das mit dem Gravel Bike mit Speed fährt, dann hat man auch wirklich Sport gemacht. Von hier (Anmerkung: aus dem Büro im 4. Bezirk) in die Seestadt war meine beste Zeit 42 Minuten. Da fahrst schon fest. Und nachher sind auch ein paar hundert Kalorien weg. Also, wenn man auf das Wert legt.
Du hast also zwei Fahrräder?
Am Land habe ich noch ein Mountainbike stehen und ich bin auch noch Faltrad-Fahrer. Und irgendwo hab ich noch ein 5. Fahrrad.
Also, tatsächlich eine Bike Person?
Ja, genau. Angefangen hats mit einem KTM 5-Gang-Rad in meiner jungen Teenagerzeit in Graz, wo ich her bin. Alle anderen hatten tolle 10-Gang-Räder. Mein Rad war damals das wirtschaftliche Limit meiner Eltern – und für mich das Größte. Ich hab aus dem rausgeholt, was gegangen ist. Und mein nächstes Rad hab ich mir dann schon selbst gekauft mit Geld, das ich bei Sommerjobs verdient hab.
Hast du ein Lieblingsfahrrad?
Das ist tatsächlich das Fixed Gear. Das ist im Design gut an den Verkehr angepasst. Es hat einen extra schmalen Lenker und ist sehr leicht – man kann es zum Beispiel gut mit hineinnehmen, wenn es wo draußen keine gute Abstellmöglichkeit gibt.
Und da komm ich schon zur Infrastruktur. „I´m a bike person in a not really bike city”. Wien ist eine Autostadt, die langsam zurückgebaut wird, und das wird noch lange dauern. Und derzeit schaut es auch nicht danach aus, dass die Ziele des Pariser-Klimaabkommens, das Österreich unterzeichnet hat, erfüllt werden können. Das macht mir wirklich Sorgen.
Fest steht jedenfalls, dass es für klimafreundliche Mobilität mehr Platz in der Stadt braucht. Die Leute gehen zu Fuß, fahren mit Fahrrädern, E-Scootern, Segways … und jetzt gibt’s auch immer mehr Lastenfahrräder. Die alle brauchen mehr Platz.
Das nächste Rad, das ich mir kaufe, ist übrigens ein Lastenrad.
Abgesehen von der Anzahl an Fahrrädern, die du besitzt, was macht dich zur „bike person“?
Es hat für mich eine persönliche Dimension, warum ich eine „bike person“ bin: weil das Fahrrad ist und bleibt das demokratischste Fortbewegungsmittel jenseits meiner Schuhsohlen. Jede, jeder kann sich eines leisten – und zwar wirklich jeder Mensch. Du kannst es teilweise sogar geschenkt bekommen auf willhaben.
Außer: man mag oder kann es nicht. Das darf man nie vergessen und das räume ich immer ein: Es gibt Menschen, die werden davon überfordert, dass sie die Balance halten, sich nach vorne bewegen und den Verkehr beobachten müssen. Die überfordert das einfach. Und für die soll es andere Verkehrsmittel geben.
In machen Gehirnen funktioniert diese Bewegung – die es fürs Radfahren braucht – einfach nicht. Das kann unterschiedliche Gründe haben: wann haben sie es gelernt, wie haben sie es gelernt, ist ihnen der Spaß daran vergelt worden, haben Mama oder Papa keine Zeit gehabt ihnen das Radfahren beizubringen, gab’s überhaupt Mama und Papa in der Phase … Deswegen kann ich nicht sagen, Radfahren ist das Allheilmittel. Aber für die meisten Menschen geht’s.
Du hast gerade Eltern erwähnt und auch schon erzählt, dass deine Eltern dir dein erstes Rad gekauft haben. Wie war das, als du aus Graz nach Wien gekommen bist? Der Wechsel in die Großstadt? Bist du dem Radfahren treu geblieben?
Die Eltern haben mich eingepackt – noch zur Schulzeit – und mich nach Wien mitgenommen. Und da bin ich immer weiter Rad gefahren. Ich kann immer sagen, was mein nächstes Fahrrad war. Ich hab deutlich weniger Autos gehabt als Fahrräder. Auch weil sie mir in den 80er-Jahren fest gestohlen worden sind. Damals war Fahrradklau in Wien wirklich an der Tagesordnung. Ganz banal: die Schlösser damals waren ein Dreck. Seit ich ein gutes Schloss hab, ist eine Ruhe. Früher hab ich alle zwei bis drei Jahre mein Fahrrad eingebüßt – es waren immer schöne Mountainbikes, Rennräder oder Trekkingbikes. Ich hab jeden Fahrrad-Typ probiert. Immer was Neues.
Also keine Veränderungen in deinem Leben – z.B. Jobeinstieg – haben dich darüber nachdenken lassen, das Rad im Alltag öfter mal stehen zu lassen?
Nein, nie. Ich bin immer mit dem Rad ins Büro gefahren. Eine Zeit lang hab ich bei einer Werbeagentur im 1. Bezirk gearbeitet. Und da hab ich tatsächlich auch meine Katze mitgenommen. Und die ist einfach mit mir vom 18. Bezirk (wo ich gewohnt habe) über die Währinger Straße, über die Herrengasse hinten drauf am Fahrrad – im Katzenkorb – mitgefahren. Jeden Tag, bei Regen, Wind und Wetter.
Wir fragen unsere Interviewpartner immer nach einem besonderen Radfahr-Erlebnis. Die Geschichte mit der Katze und der Sonnenuntergang in der Seestadt sind ja schon schöne Radfahr-Erlebnisse – fällt dir noch etwas ein?
Ja, ich kann noch von einem besonderen Erlebnis erzählen. Auch beim Verreisen fahre ich am liebsten wo hin, wo ich auf ein Fahrrad Zugriff habe. Es gibt einen Service, der nennt sich Spinlister – das kann ich sehr empfehlen – mit Spinlister kannst du dir in Städten, in die du hinfährst, schauen, ob es dort Fahrräder von Privatpersonen zum Ausborgen gibt. Ich war einmal beruflich in New York – und da hab ich mir über diese App ein schönes, schwarzes Fixed Gear reserviert. Und seitdem weiß ich: ich will nie wieder eine Stadt nicht mit dem Rad besuchen. Weil ich bin all die Strecken, die du sonst im Untergrund in einem Tunnel in der U-Bahn oder in einem Taxi verbringst, geradelt – und hab sie irrsinnig genossen. Ich hab Plätze entdeckt, Viertel mit kleinen Geschäften, ich bin mit Menschen ins Gespräch gekommen … Das war genau das richtige und ich kann das jedem empfehlen. New York ist eine tolle Stadt und das war ein tolles Erlebnis.
Vom Privaten zum Beruflichen: Du hast in deiner Firma das Radfahren etabliert. Wie hat das begonnen?
Das hat damit begonnen, dass mir mein privates Fahrrad gestohlen wurde. Mit der Versicherungssumme hab ich damals Falträder gekauft. Es waren drei Falträder mit guter Ausstattung, die man auch schnell zusammenlegen konnte – die Überlegung war, dass die Mitarbeitenden die Räder nutzen können auf ihrem Weg in die Firma oder umgekehrt nach Hause – und dabei die Möglichkeit haben, die Räder z.B. bei schlechtem Wetter oder Unwohlsein als Gepäckstück mitzunehmen.
Die Falträder sind gut angenommen worden. Jetzt verwenden sie gerne unsere Lehrlinge, denen taugt das ziemlich: die sind jung und das Radfahren ist für sie auch ein gewisser Freiheits-Moment.
Und dann hab ich gemerkt, dass die Räder teilweise ersetzt werden müssten, die Serviceanfälligkeit steigt, weil die Räder mittlerweile doch ein paar Jahre alt sind.
Und dann haben wir – eigentlich durch einen Zufall bei der Recherche für einen Kunden – die MOVELO E-Bikes gefunden – und im Laufe des letzten Jahres installiert. Die Sache ist nicht teuer, du hast Versicherung, Service, ein Dashboard, wo du siehst wer die Räder ausgeborgt hat, und eine App, die für deine Firma gebrandet ist. Das Angebot gibt es ab 2 Rädern und ab 6 Monaten.
Wir haben einen 5er-Station. Die Räder haben V-Einstieg – sind also unisex. Es gibt vier Fahr-Modi und jeder Mitarbeitende hat die App auf seinem Telefon drauf und kann damit die Räder an der Station ausborgen und bis zu 72 Stunden mieten. Das Mieten kostet unsere Mitarbeitenden nichts.
Auch Kunden, Geschäftspartner, benachbarte Betriebe oder Nachbar*innen können die Räder ausborgen. Die Räder sind dezent gebrandet. D.h. wenn jemand damit fährt, fährt Werbung für meine Firma durch die Stadt.
Zur Station gibt’s Ladebalken, die – regengeschützt – an einer 16-Ampere Steckdose angebracht werden. Die Installation ist nicht aufwendig. Hier Details zur E-Bike-Firmen-Lösung
Das Lustige dabei ist: es produziert bei den Leuten den Hang zum Eigenrad. Die Leute kommen auf den Geschmack. Damit muss man leben, dass die Auslastung wieder sinkt – weil die Leute halt sagen, jetzt kauf ich mir ein Rad.
Merkst du einen positiven Effekt bei den Leuten aus deinem Team, dadurch, dass sie mehr Radfahren?
Ja, ca. die Hälfte der Räder ist täglich weg, also ausgeborgt. Ich musste den Leuten immer wieder sagen: tut’s bitte die Räder zurückbuchen, wenn ihr sie zurückbringt, sonst blockiert ihr sie nämlich für die Kolleginnen und Kollegen die tagsüber damit fahren möchten. Sharing ist die Überwindung einer Schwäche: nämlich des Besitzenwollens.
Was sind deine Beweggründe, deinen Mitarbeitenden kostenlos Fahrräder zur Verfügung zu stellen?
Ich möchte den Leuten hier ein Vorbild geben. Ich werde heuer 56 und für mich ist das Fahrrad kein sozialer Abstieg. Aber auch nix, womit ich privat ein Rennen gewinnen muss – Rücksicht im Verkehr ist ein wesentlicher Punkt. Ich bin ein entspannter Fahrer.
Es gibt diesen Spruch: „Ride a bike and be happy.“ Und der ist nicht falsch. Denn die Wahrheit ist, beim Radfahren steigt bei dir der Blutdruck, die Pumpe tut bissl mehr arbeiten, es kommt mehr Sauerstoff in die Lunge und all das führt dazu, dass wir Hormone produzieren und es uns gut geht. Der Stress abnimmt. Und das ist der beste Effekt. Neben dem, dass man schneller ist, als die anderen – nicht im Sinne von ein Rennen gewinnen, sondern ich steh nicht im Stau, ich kann nettere Routen fahren. Das ist alles toll.
Dass Job-Räder eine gute Idee sind haben uns Bernhard und Anna, die beide bei CIDCOM arbeiten, bestätigt.
Bernhard, Projekt Manager Junior
Ich komm ursprünglich aus Kärnten. Und war tatsächlich in Kärnten gar kein großer Radfahrer – höchstens eine Runde um den See, zwei Mal im Jahr. Mehr hab ich mein Mountainbike gar nicht genutzt. Und nach meinem Auslandssemester in Holland hab ich mich schon ein bisschen ans Fahrradfahren in der Stadt gewöhnt – und wollte mir in Wien sowieso ein Fahrrad zulegen.
Ich hab den Job hier bekommen und hab direkt auf der Website schon erfahren, dass es E-Bikes zum Ausleihen gibt. Die sind einem von Stefanos auch sehr ans Herz gelegt worden. Und natürlich hab ich da zugeschlagen und das genutzt. Und seitdem fahr ich – außer bei Regenwetter – täglich, auch am Wochenende mit dem E-Bike. Größe S (lacht). Ich bin nicht allzu groß.
Man kann sich über die App aussuchen, welches Rad, in welcher Größe, man braucht. Funktioniert super und schnell. Der Akku hält extrem lang. Auch wenn ichs übers Wochenende behalte und nicht zur Ladestation bringe hab ich erst ein Stricherl verloren – obwohl ich immer mit der maximalen Unterstützung fahr. Turbo heißt die. Ich fahr immer auf Turbo (lacht). Erinnert ein bisschen an ein Mofa – nicht, weil’s Lärm macht sondern weil’s so schnell ist. Wenn du ein Beintraining möchtest, solltest du auf Komfort oder niedriger fahren, nicht auf Turbo.
Ich genieße es sehr, vor allem in der Früh – ich fahr meistens so um halb 9 in die Arbeit, Richtung Hofburg oder Votivkirche, wenn’s ein bisschen bergauf geht – mit 20 km/h bei den Morgenpendlern vorbei zu düsen. Das ist immer sehr lustig.
Ich fühle mich mit dem E-Bike wirklich sehr sicher, weil ich sehr schnell über die Kreuzung komme damit. Ich hab’s mal ausprobiert und die Unterstützung ausgeschaltet und gemerkt, wie langsam man ins Fahren kommt. Und wenn die Autos so schnell auf einem zukommen, ist das unangenehm; aber mit Turbo ist man ratz-fatz über der Straße.
Im Vergleich zu einem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln kriegt man beim Radfahren viel mehr von der Umgebung mit. Man kann andere Wege nutzen, außer nur die Hauptstraßen. Man kommt viel näher an den schönen Gebäuden vorbei. Man hat den Fahrtwind und die warme Luft im Gesicht und in den Haaren – das ist ein schönes Erlebnis. Aber, man ist auch schneller als zu Fuß. Man kommt ans Ziel – in einer absehbaren Zeit. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viele Kilometer Radfahren in 20 Minuten möglich sind, wo du Stunden zu Fuß unterwegs wärst und oft auch gleich lang mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Anna, Grafikdesignerin
Ich bin jetzt seit 8 Jahren in Wien und fahr seit ca. 2, 2 ½ Jahren fast alles mit dem Rad. Alle Wege die einigermaßen gut erreichbar sind und wenn das Wetter passt, werden mit dem Rad gemacht.
Ich fahr in meiner Freizeit recht viel und hab auch ein eigenes Rad. Ich nutze die Job-Räder sehr gerne, wenn ich einen Termin hab, direkt aus dem Büro rausgehen, Fahrrad ausborgen und weiter ahren. Weil’s einfach sehr unkompliziert ist und ich dazwischen nicht nach Hause muss, um mein Rad zu holen. Und ich finde es fährt sich sehr angenehm. Ich bin davor mit E-Bikes noch nicht gefahren, sondern nur mit ganz normalen Fahrrädern. Ich war dann auch überrascht, wie einfach es ist, wie schnell man’s versteht. Es ist auch sehr intuitiv zu bedienen. Und man kann’s auch ausschalten, wenn man grad die E-Funktion nicht braucht.
Also ich bin sehr begeistert gewesen, als ich das zum ersten Mal ausprobiert hab und finde, gerade auch für längere Strecken durch die Stadt, wo es z.B. auch viel bergauf, bergab geht ist es irrsinnig angenehm zum Fahren.
Was hat dich zum Radfahren motiviert?
Das hat sich mehr oder weniger auch durch meinen vorigen Job ergeben, der im 1. Bezirk war. Da war’s meistens so, dass ich mit den Öffis viel länger gebraucht hab, als wenn ich einfach mein Rad schnapp und innerhalb von 15 Minuten dort bin. Es war mobiler und unabhängig von irgendwelchen öffentlichen Verkehrsmitteln. Und auch, weil ich drauf gekommen bin, dass es einerseits schneller ist und andererseits mehr Spaß macht. Weil’s teilweise auch echt langweilig ist so lange Strecken mit den Öffis zu fahren. Und es ist eine Möglichkeit ein bisschen Bewegung in den Alltag einzubringen und um munter zu werden in der Früh.
Was ist für dich das Schöne am Radfahren?
Beim Radfahren kann man die Gedanken schweifen lassen. Ich find es hat etwas mit Freiheit und Unabhängigkeit zu tun. Diese Art von Freiheit hab ich so nur beim Radfahren – das war schon als Jugendliche so. Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen, wo die Anbindung nicht so toll war und ich bin eigentlich alles mit dem Rad gefahren. Um halt auch nicht von den Eltern abhängig zu sein. Radfahren hat immer etwas Unkompliziertes und ich bin unabhängig von irgendwelchen Öffis, Zügen oder Autos.