Karin unterwegs mit ihrem Lastenfahrrad

Karin über ihr Lastenfahrrad: „Es ist ein Familienmitglied“

Karin hat einen vierjährigen Sohn und seit dem Frühling ein neues Transportfahrrad. Mit diesem radeln die beiden nicht nur durch die Stadt und den Alltag, sondern auch in den Urlaub. Wir haben Karin gebeten, uns über das Leben mit ihrem neuen Fahrrad mehr zu erzählen.

Wie lange fährst du in Wien schon mit dem Fahrrad?

Ich bin in Wien aufgewachsen und auch als Kind schon am Wienerberg herumgekurvt. Damals war das noch Gstettn und nicht Naherholungsgebiet. Und ich glaube, so mit 14 Jahren habe ich begonnen, alleine durch Wien zu cruisen, eben vom 10. Bezirk Richtung City. Und mit einer Unterbrechung, weil ich ein paar Jahre nicht in Wien war, bin ich eigentlich immer mit dem Rad gefahren.

Warum hast du dich fürs Fahrrad entschieden?

Mir war es sonst zu mühsam, vom 10. Bezirk in die Stadt zu kommen. Ich bin aber auch oft mit dem Fahrrad zum Reumannplatz gefahren und dann mit der U-Bahn weiter. Oder ich bin einfach die ganze Strecke mit dem Fahrrad gefahren. Ich hab nicht drüber nachgedacht, das hat sich einfach ergeben. Und ich bin dabei geblieben und schätze es nachwievor sehr.

Portrait von Karin

Alles neu macht das Lastenfahrrad

Wir treffen uns ja heute, weil du dir ein Lastenrad gekauft hast. Was hat sich seither verändert?

Unser Radius hat sich verändert. Dabei war für mich das Ausschlaggebende, dass mir im Frühjahr klar war, dass ich meinen Sohn bald nicht mehr im Kindersitz mitnehmen kann, wenn ich auch noch anderes Gepäck habe. Und dann habe ich mich erkundigt und ein Lastenrad gekauft, dass man auch im Zug und in der U-Bahn mitnehmen kann. Und das war mir einfach wichtig, weil ich kein Auto besitze und auch keins haben will, dass wir flexibel sind und einfach irgendwo hinfahren können, und dort die letzte Meile quasi dann radelnd unterwegs sein können, was wir auch schon ausgenutzt haben.

Was habt ihr schon gemacht?

Wir waren im Waldviertel, im Drau- und Gailtal sowie in Tamsweg. In den drei Monaten, die ich das Rad jetzt habe, haben wir über 2000 Kilometer mit Zug und Fahrrad zurückgelegt, und davon ungefähr die Hälfte selbst getreten. Außerdem alles, was man von Wien aus macht: Donauinsel oder Kritzendorf.

Das klingt jetzt, als würdet ihr’s nur in der Freizeit verwenden und nicht im Alltag.

Für den Alltag ist es total wichtig, um auch den kleinen Nachzügler durch die Gegend zu bringen, etwas unternehmen zu können, die Badesachen mitnehmen zu können, Ausflüge machen zu können oder einkaufen gehen zu können und nicht dann nochmal extra fahren zu müssen. Oder zum Baumarkt fahren, um Sachen für den Balkon zu holen. Das war bisher die größte Ladung: Drei große Säcke Erde und riesengroße Blumentöpfe. Es ist auf jeden Fall für den Alltag genauso wichtig. Aber es war für mich schon so, dass ich etwas wollte, wo ich nicht nur in Wien unterwegs bin.

Wie muss ich mir eine Reise damit vorstellen. Wie schaut das Rad aus? Vorne sitzt der Kleine, aber wo ist das Gepäck?

Am Anfang – beim Urlaub in Kärnten – hatten wir noch keinen Gepäckträger, da war alles ein bisschen mühsamer. Mittlerweile gibt’s klassische Gepäckträgertaschen, und vorne kommt dann die Jause rein sowie Spielsachen und Regenjacken. Außerdem ist ein Polster immer ganz gut. Und wenn wir viel Gepäck haben, sind die Schwimmscheiben auch vorne im Korb drinnen.

Vollgepacktes Lastenfahrrad am Bahnsteig

Unterwegs mit dem Lastenfahrrad per Bahn in der Urlaub (Foto z.V.g.)

Vollgepackt ist es dann auch schwer, es auf den Ständer zu heben. Das muss man sich dann genau überlegen. Und es ist natürlich auch die Herausforderung, wenn alles abgebaut werden muss, um in den Railjet einzusteigen. Aber es ist logistisch so, dass man mit jedem Mal Ein- und Aussteigen mehr Übung bekommt, und dann auf Kleinigkeiten draufkommt, wie zum Beispiel: Das Rad ist um einiges leichter, wenn man den Akku rausnimmt und ins Gepäck gibt. Und wenn man wen bittet, mit dem Kind einzusteigen, während man selbst kurz das Fahrrad verlädt. All das müsste ich aber auch mit einem Kinderwagerl machen.

Beim Einkaufen fährt die Packtasche auch mit? Oder geht sich der Einkauf vorne in der Kiste aus?

Also normalerweise geht sich das vorne aus. Das ist jetzt nach Lust und Laune, wenn ich dran denke, dass ich sie mitnehme, weil manchmal beschwert er sich, wenn’s eng ist. Aber eine Stunde geht gut mit viel Gepäck. Darüber hinaus ist’s dann schon so, dass es ihm auf die Nerven geht, außer er schläft ein. Dann ist es ihm wurscht. Aber es gefällt ihm so gut im Lastenrad, dass er das auch in Kauf nimmt, wenn es ein bisschen eng ist.

Bewegung, Freiheit und Leichtigkeit

Wie findet dein Sohn das Transportfahrrad überhaupt?

Er findet’s super. Gleich am ersten Tag sind wir Eis essen gegangen, und ich hab mich mit einer Freundin getroffen. Und irgendwann hat er gesagt, dass er sich reinsetzen mag. Das hat er dann gemacht und ist eingeschlafen. Es funktioniert wirklich gut. Was er allerdings noch nicht so ganz kapiert hat, ist, dass ich ihn nicht gut verstehe, wenn wirklich viel Wind geht oder viel Straßenverkehr ist. Also er redet dann so vor sich hin und redet mit mir. Er schaut übrigens zu mir, theoretisch könnte er auch in Fahrtrichtung sitzen, was er am Anfang auch gemacht hat und sich ziemlich dagegen gewehrt hat. Und dann habe ich ihn umgedreht: So ist’s zum einen angenehmer zum Sitzen, wenn er nicht so aufrecht sitzt. Und zum anderen kann ihm nichts in die Augen oder den Mund fliegen, egal ob Wespen oder andere Viecher. Ich weiß nicht, wie oft das vorkommt, aber mir war’s so angenehmer. Und eben auch die Interaktion ist besser, ich sehe zum Beispiel, wenn er einschläft.

Karin fährt mit ihrem Lastenfahrrad

Am Fahrradanhänger findet auch noch das Kinderfahrrad Platz, das so jederzeit für kleine Ausflüge auf die Donauinsel dabei ist

Was würde dir fehlen, wenn du morgen nicht mehr Radfahren dürftest?

Mir würde ja schon was fehlen, wenn ich nicht mehr mit diesem Fahrrad fahren dürfte. Also, wenn ich gar nicht mehr Radfahren dürfte, würde mir das tatsächlich sehr abgehen, weil ich jetzt kein Typ fürs Fitnesscenter bin. Und die Bewegung brauche ich einfach. Mein Wohlbefinden wäre stark eingeschränkt, wenn ich diese Bewegung im öffentlichen Raum, wo ich die Gedanken einfach weiterziehen lassen kann nicht mehr hätte. Ganz abgesehen von diesem Freiheitsgefühl und der Freizeitgestaltung. Wenn ich kein Fahrrad mehr hätte, das ist schwer vorstellbar.

Und wenn du DAS Fahrrad nicht mehr hättest?

Durch den Junior ist es quasi so, dass ein Alltag ohne dieses Fahrrad ein Alltag gänzlich ohne Rad ist. Und mit dem Rad gibt’s eine Bequemlichkeitkeit, Einkäufe zu transportieren, Sachen zu erledigen, eben auch größere Sachen unkompliziert zu transportieren, Kinder mitzunehmen und immer alles dabei zu haben. Also wir haben einfach immer alles mit: Pflaster, Essen, Wechselgewand, Hängematten, wurscht was – das war über den Sommer Standardausrüstung. Und daran gewöhnt sich der Mensch sehr schnell, wenn immer alles da ist.

Du erinnerst mich gerade an Leute, die mir vorschwärmen, wie praktisch ihr Auto ist …

Ja, wahrscheinlich ist es tatsächlich so. Für mich ist das Lastenrad ein wichtiger Bestandteil meines Lebens geworden. Es ist so, dass das Rad ein Familienmitglied ist. Ich erzähle auch gern darüber. So hab ich auch schon eine Freundin davon überzeugt, sich nach einem Lastenrad umzuschauen. Da breche ich eine Lanze dafür, dass das das Leben bereichert. Durch unser  öffitaugliches Lastenrad hat sich eine gänzlich neue Lebensqualität eingestellt, die meine Erwartungen bei weitem übertroffen hat. Und als kongeniale Kombi hab ich auch ein Klimaticket.

Und mit dem Rad fällt es mir tatsächlich jetzt noch leichter, meinem Kind glaubhaft klar zu machen, dass die wenigsten wirklich ein Auto brauchen und dass einfach das Leben mit mehr Fahrrädern und weniger Autos lebenswerter wäre. Es ist jetzt nicht so, dass wir verweigern, in Autos einzusteigen. Aber ich glaube schon, dass ich einige zum Nachdenken gebracht habe, die sehen, dass das Lastenrad wirklich alltagstauglich ist, dass man viel machen kann und nicht Parkplatz suchen muss.

 

Die Stadt Wien fördert den Kauf von Transportfahrrädern. Hier können Sie alle Details zur Förderung nachlesen.