Radfahrerin durch Covid-19: Andrea, 32 Jahre
Andrea fährt seit dem Frühjahr in Wien mit dem Fahrrad. Dass die gebürtige Burgenländerin auf das Fahrrad umgestiegen ist, war ein Nebeneffekt der Corona-Pandemie. Nun legt die 32-Jährige ihren Arbeitsweg – 7 km in eine Richtung – ausschließlich mit dem Rad zurück und hat Freude dabei.
Wie bist du zum Radfahren gekommen?
Als Kind war ich mit den Nachbarskindern in einer richtigen Fahrradgang – man hat uns sogar so genannt. Wir waren die ersten im Umkreis mit tollen Mountainbikes und damit auch die ganze Zeit unterwegs. Mit der Teenagerzeit hat das aber aufgehört. Und seit ich 16 Jahre war, bin ich eigentlich nicht mehr mit dem Rad gefahren.
Aber während des Corona-Lockdowns haben mein Mann und ich schon darüber nachgedacht,wie wir damit umgehen, wenn wir wieder zurück ins Büro müssen. Sollen wir dann weiter mit der U-Bahn fahren? Oder gibt’s beispielsweise eine Möglichkeit, wie wir etwas beitragen können, dass zwei Leute weniger in der U-Bahn sind? Deswegen haben wir uns gleich Anfang Mai, nachdem die Geschäfte wieder aufgesperrt haben, Fahrräder gekauft.
Für welches Fahrrad hast du dich entschieden?
Ich habe das einzige Fahrrad für Frauen gekauft, das es noch gab. Das hat die Auswahl einfach gemacht. Es ist aber ein sehr schönes Rad, ein blaues Citybike mit einem Körberl. Es hat alles, was ich brauche. Und in mein Budget hat es auch gut gepasst.
Ist die Corona-Pandemie der einzige Grund, warum du mit dem Fahrrad fährst?
Ganz am Anfang war’s der einzige Grund. Meine Vermutung war, dass mir das Radfahren furchtbar auf die Nerven gehen wird. Und in der ersten Woche war’s auch noch so. Mittlerweile ist es nicht mehr der einzige Grund. Mein Weg in die Arbeit, der geht ein bisschen bergab – ich komme dort jetzt entspannt und gelassen an, was schon ein Unterschied zu einer halben Stunde in einer vollgestopften U-Bahn ist. Und so nebenbei mache ich beim Radfahren auch ein bisschen Sport.
Nutzt du das Fahrrad nur für den Arbeitsweg oder auch in der Freizeit?
Durchs Radfahren haben wir die Neue Donau und die Donauinsel wieder für uns entdeckt. Mit der U-Bahn ist das deutlich schwerer zu erreichen, daher sind wir früher nur hingefahren, wenn wir extrem viel Zeit hatten. Jetzt mit dem Fahrrad, wo der Hinweg schon Spaß macht, fahren wir einfach öfter. Oft mal nach der Arbeit oder an den Wochenenden.
Ich plane auch schon den ersten Radausflug ins Burgenland. Da würde ich mein Fahrrad mit dem Zug mitnehmen wollen. Als Burgenländerin kenne ich das, wie voll der Zug Richtung Wien an Sonntagen ist. Früher habe ich mich furchtbar über die ganzen Leute aufgeregt, die mit ihren Fahrrädern eingestiegen sind. Als naive Nicht-Radfahrerin habe ich gedacht: „Fahrt halt einfach mit dem Rad wieder zurück nach Wien, wenn ihr unbedingt einen Ausflug machen wollt.“ Jetzt sehe ich das auch anders und würde es auch gern machen.
Hast du eine Lieblingsstrecke?
Ein Teil meiner Arbeitsstrecke, den ich sehr gern mag, ist der komplett leere Karlsplatz in der Früh. Der schaut dann so anders aus, so friedlich. Maximal die Gärtner sind unterwegs und gießen die Blumen. Sonst bin nur ich mit meinem Rad. Das gefällt mir sehr gut.
Die Brücken über die Donau mag ich auch, besonders am Abend. Bei dem wunderbaren Ausblick bleibe ich dann immer stehen und schau mich um. Das sind schon auch Sachen, die hätte ich ohne Rad nicht gesehen, weil man aus der U-Bahn nicht einmal schnell irgendwo aussteigt.
Vor welche Herausforderungen hat dich der Umstieg aufs Fahrrad gestellt?
Manchmal ist es echt so, dass ich darauf achten muss, ob mich ein Autofahrer, der neben mir fährt, auch wirklich sieht. Ich versuche auch wirklich Augenkontakt herzustellen. Da muss man permanent mitdenken und schauen. Zwei- oder dreimal war’s schon ziemlich knapp.
Als Fahrradanfängerin habe ich im Sommer auch immer darüber nachgedacht, welches Gewand ich anziehe, das für die Arbeit und fürs Radfahren geeignet ist. Da musste ich in der Früh ein paar Mal überlegen: Kann man mit der Hose Rad fahren? Kann man mit dem Rock Rad fahren? Kann man mit den Schuhen überhaupt Rad fahren?
Fährst du bei jedem Wetter?
Wenn’s leicht regnet, fahre ich schon. Wenn’s wirklich schüttet, fahre ich nicht, weil ich mich nicht in der Arbeit nicht noch umziehen will. Aber auf den Winter bin ich gespannt. Ich habe vor, auch dann zu fahren, weil sonst die eigentliche Motivation komplett umsonst gewesen wäre, wenn ich wieder die U-Bahn nehme, wenn viel dort los ist.